Krankenhausreform bei Expertenvortrag im Fokus

Das Bild zeigt Dr. Ulrich Schulze bei seinem Vortrag an der TH Rosenheim.

Im Rahmen der Vortragsreihe „Unternehmen und Hochschule“ hat Dr. Ulrich Schulze, Geschäftsführer des RoMed-Klinikverbunds, an der TH Rosenheim die Hintergründe und Auswirkungen der Krankenhausreform erläutert. Er gab dabei Einblicke in die Struktur des Versorgungssystems und beleuchtete die Ziele, die mit der Reform verfolgt werden. Die Veranstaltung wurde von der Wirtschaftsvereinigung Seeoner Kreis zusammen mit der Hochschule organisiert.

Eingangs betonte der Experte, dass Deutschland im europäischen Vergleich die höchste Krankenhausdichte und die meisten Krankenhausbetten pro Einwohner hat. „Der Zugang zu hochklassiger medizinischer Versorgung ist hierzulande so einfach wie sonst nirgends. Das kostet aber auch sehr viel, und die Tendenz bei den Kosten ist steigend“, so Schulze. Eine Strukturreform sei daher in der Tat dringend erforderlich. Erschwert werde diese durch die Tatsache, dass es in Deutschland eine Reihe verschiedener Trägergruppen von Krankenhäusern gibt.

Die finanzielle Situation bei den meisten Kliniken sei angespannt bis prekär, betonte Schulze. „Annähernd 80 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland haben das Jahr 2024 mit einem Fehlbetrag abgeschlossen. Das zusammengerechnete Defizit liegt bei etwa 12,7 Milliarden Euro. Davon entfallen 16,2 Millionen Euro auf die RoMed-Kliniken.“ Das sei zwar im Vergleich zum Vorjahr ein Fortschritt, aber man sei noch weit davon entfernt, wie in früheren Jahren einen Überschuss zu erzielen. Die Gründe dafür sind nach Schulzes Worten vielschichtig, sie reichen demnach von einer Unterfinanzierung bei den Fallpauschalen über höhere Personal- und Betriebskosten bis hin zu veränderten Patientenstrukturen. Auch der medizinische Fortschritt und die damit verbundenen Investitionen seien Kostentreiber.

Nach Ansicht von Dr. Schulze ist die Krankenhausreform nicht geeignet, um die strukturellen Probleme zu lösen. „Es wird für die Kliniken nicht mehr Geld geben, es wird nur anders verteilt. Darüber hinaus entstehen durch den Umbau des Gesundheitssystems enorme Transformationskosten. Außerdem wird die Bürokratie nicht wie geplant sinken, sondern sogar noch zunehmen. Weitere befürchtete Folgen sind Versorgungslücken im ländlichen Bereich und Versorgungsengpässe bei Fächern mit geringer wirtschaftlicher Attraktivität“, so der Experte.

An die Politik gerichtet forderte Schulze, die Finanzierung der Krankenhauslandschaft so auszustatten, dass die gesetzten Anforderungen erfüllt werden können. Es gelte zudem ein Anreizsystem zu entwickeln, das die gewünschten Entwicklung fördere. Nicht zuletzt sei ein echter Bürokratieabbau vonnöten – und hier brauche es Vertrauen in die Akteure statt neuer Vorschriften.