Wie kann umweltfreundliches Reisen künftig noch komfortabler, flexibler und attraktiver gestaltet werden? Mit dieser Frage haben sich 28 Masterstudierende des Studiengangs Innenarchitektur und Möbeldesign an der Technischen Hochschule Rosenheim beschäftigt – im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB).
Im Mittelpunkt stand der Railjet, ein Zugtyp der ÖBB, der im nationalen und internationalen Fernverkehr eingesetzt wird. Basierend auf realen Anforderungen und Bedürfnissen entwickelten die Studierenden innovative Raumkonzepte, um Zugreisen von bis zu zwölf Stunden angenehmer zu gestalten. Ziel war es, frische Impulse für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft zu liefern – jenseits konventioneller Lösungen.
Forschung trifft Praxis: Kreative Freiheit mit konkretem Bezug zur Bahnrealität
Die ÖBB beauftragten die TH Rosenheim mit dem Wunsch, mutige, unkonventionelle Ideen zu entwickeln – mit Offenheit für experimentelle Ansätze. Die studentischen Entwürfe sollten als Inspirationsquelle für neue Ausstattungsangebote in den Zügen der ÖBB dienen. Dieser Wunsch wurde vollumfänglich erfüllt so Mag. Sarah Fessl, Auftraggeberin seitens der ÖBB-Personenverkehr AG: „Die Zusammenarbeit war für uns inspirierend, horizonterweiternd und wertvoll für den Wissenstransfer zwischen Hochschule und Praxis. Die entwickelten Konzepte liefern spannende Impulse für die Weiterentwicklung des Zuginterieurs und zeigen das Potenzial kreativer Nachwuchstalente im Bereich Mobilitätsdesign.“
„Unsere Zusammenarbeit mit den ÖBB bietet eine außergewöhnliche Möglichkeit, visionäre Ideen für die Zukunft des Zugreisens zu erproben“, sagt Prof. Dipl. Des. Gabriel Weber von der Fakultät für Innenarchitektur, Architektur und Design, der das Projekt gemeinsam mit der Lehrbeauftragten Dipl. Des. Simone Raus betreute. „Die Studierenden haben nicht nur kreative Lösungen für Komfort und Funktionalität entwickelt, sondern auch neue Perspektiven auf nachhaltige Mobilität eröffnet.“
Visualisierungen






Drei Schwerpunkte: Schlafen, Essen, Einsteigen
In sieben Teams erarbeiteten die Studierenden innerhalb eines Semesters Konzepte zu folgenden Themenbereichen:
- Komfortables Reisen über Nacht: Erweiterungen des regulären Sitzplatzangebots um Schlafsitze, Liegeflächen und private Rückzugsräume.
- Gastronomie an Bord: Neue Ideen für kulinarische Angebote im Zug – etwa mobile Kaffeebars, flexible Self-Service-Lounges oder kombinierte Aufenthalts- und Verpflegungsbereiche.
- Smart Boarding: Intelligente Zugangssysteme, alternative Einstiegsvarianten, durchdachte, flexible Gepäckaufbewahrung sowie smarte Raumkonfigurationen zur Optimierung des Ein- und Ausstiegs.
Die Studierenden ließen sich dabei auch von Beispielen aus Luft- und Schiffsverkehr sowie futuristischen Szenarien aus der Science-Fiction inspirieren. Neben der Gestaltung spielten auch Nachhaltigkeitsaspekte wie der CO₂-Fußabdruck der Konzepte eine zentrale Rolle.
Impressionen von den 1:1-Modellen










Vom Großmodell zum Reisekoffer
Ungewöhnlich war auch der methodische Ansatz: Statt mit kleinen Skizzen zu starten, begannen die Teams direkt in einem 1:1-Modell aus Holz und Pappe – einem nachgebauten Zugwaggon. So konnten sie ihre Ideen sofort räumlich erfahrbar machen und direkt weiterentwickeln. Diese Herangehensweise bot den Studierenden einen großen Nutzen, wie auch der Masterstudent Alexander Simon bestätigt: "Durch das 1:1 Modell konnten wir in unserem eigenen Entwurf Platz nehmen essen und arbeiten, was uns dabei half, unser Gastronomiekonzept ‚An der langen Tafel‘ zu erproben und Anpassungen vorzunehmen - für mich war es ein echter Mehrwert."
Die Umsetzung der Großmodelle war nur durch die enge interne Zusammenarbeit mit dem Labor für Modellbau und dem Design Research Labor mit seiner Projekthalle der Fakultät für Innenarchitektur, Architektur und Design möglich. Am Ende wurden die Entwürfe wieder in Maßstabsmodelle übersetzt – und in individuell gestaltete Reisekoffer verpackt. Diese Koffer sind inzwischen bei den ÖBB angekommen und werden dort in verschiedenen Abteilungen präsentiert.
Die Reisekoffer






Weitere Informationen zu allen Projektarbeiten gibt es hier.
Hinweis: das Projekt inkl. der sieben Reisekoffer wird von 11. bis 17. Juli im Rahmen der „IAD DESIGN WEEK ´25“ der Fakultät für Innenarchitektur, Architektur und Design in der städtischen Galerie Rosenheim gezeigt. Weitere Informationen gibt es hier.