Mit internationaler Erfahrung, wissenschaftlicher Expertise und großem Engagement für praxisnahe Lehre gestaltet Prof. Dr.-Ing. Daniela Neuffer die Zukunft der Fakultät für Holztechnik und Bau an der TH Rosenheim mit. Seit Oktober ist sie neue Prodekanin – im Interview spricht sie über Verantwortung, Nachhaltigkeit und die Chancen einer global vernetzten Ingenieurausbildung.
Seit Oktober 2025 ist Prof. Dr.-Ing. Daniela Neuffer neue Prodekanin der Fakultät für Holztechnik und Bau an der Technischen Hochschule Rosenheim. Die Professorin für Wasser- und Umweltingenieurwesen steht für praxisorientierte Ingenieurausbildung, interdisziplinäre Zusammenarbeit und nachhaltiges Denken – regional wie international.
Nach ihrem Bauingenieurstudium und der Promotion an der Universität Stuttgart sammelte Neuffer umfangreiche Erfahrung in Forschung, Beratung und Lehre – unter anderem während eines mehrjährigen Aufenthalts in Brasilien, wo sie einen vom DAAD ausgezeichneten deutsch-brasilianischen Doppelmaster aufbaute.
Gemeinsam mit Dekan Prof. Thorsten Ober möchte sie die Fakultät strategisch weiterentwickeln und die enge Verbindung von Holztechnik und Bauingenieurwesen stärken. Im Interview spricht Prof. Neuffer über ihre Motivation für das neue Amt, den Wissenstransfer zwischen Hochschule und Praxis sowie aktuelle Themen rund um Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Internationalisierung im Bauwesen.
Interview mit Prof. Dr.-Ing. Daniela Neuffer – neue Prodekanin an der Fakultät für Holztechnik und Bau der TH Rosenheim
- Frau Professor Neuffer, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl zur Prodekanin der Fakultät für Holztechnik und Bau. Was hat Sie persönlich motiviert, dieses Amt zu übernehmen?
„Mich motiviert in erster Linie die Möglichkeit, aktiv zur strategischen und organisatorischen Weiterentwicklung unserer Fakultät beizutragen. Als Prodekanin sehe ich die Chance meine bisherigen Erfahrungen in Lehre, Forschung und akademischer Selbstverwaltung in verantwortungsvoller Rolle zusammen mit unserem Dekan, Professor Thorsten Ober einzubringen. Besonders wichtig ist mir die bislang gute konstruktive Zusammenarbeit im Kollegium weiter auszubauen, sowie die Fortführung der Entwicklung qualitativ hochwertiger Studienangebote.“
- Welche Schwerpunkte möchten Sie als Prodekanin setzen – fachlich, organisatorisch oder strategisch?
„Fachlich sind die einzelnen Bereiche bestens aufgestellt und die interdisziplinäre Zusammenarbeit wird bei uns erfolgreich praktiziert. Historisch gesehen ist die Holztechnik in der Fakultät das Zugpferd. Unsere Bau-Studiengänge sind im Vergleich dazu sehr jung. Die großen Studierendenzahlen machen aber die starke Nachfrage im Baubereich deutlich. Ziel ist es mit Thorsten Ober als Holztechniker und mit mir als Bauingenieurin beide Fachbereiche inhaltlich gleichermaßen zu vertreten und zu entwickeln.“
- Die Fakultät für Holztechnik und Bau ist für ihre enge Verzahnung mit der Praxis bekannt. Wie sehen Sie die Rolle der Technischen Hochschule Rosenheim beim Transfer von Wissen und Innovationen in die Bau- und Holzbaubranche?
„Die Bau- und Holzbranche erhält von uns gut ausgebildete und motivierte Absolvierende, die in den Unternehmen an den unterschiedlichsten Positionen zum Einsatz kommen. Die Firmen zeigen im Gegenzug Interesse an einer Zusammenarbeit mit der TH Rosenheim. Das generiert zum einen ein für uns wichtiges Netzwerk und stärkt zum anderen die äußerst wichtige Rolle der Hochschule beim Transfer von Wissen und Innovation in die Praxis.“
- Sie bringen langjährige Erfahrung in den Bereichen Wasser- und Umweltingenieurwesen mit. Welche Schnittstellen sehen Sie zu den klassischen und modernen Themen des Bauwesens – insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung?
„Wasser- und Umweltingenieurwesen ist integraler Bestandteil zukunftsfähiger Planungen und Ausführungen im Bauwesen. Stichworte wie Hochwasser, Starkregenereignisse oder auch Wassermangel sind Schlagzeilen, die man immer häufiger liest. In einer nachhaltigen Planung für Gebäude und einer wassersensiblen übergeordneten Siedlungsentwicklung gewinnen die Regenwasserbewirtschaftung und der Hochwasserschutz neben der klassischen Siedlungswasserwirtschaft an zentraler Bedeutung.“
- Sie waren mehrere Jahre in Brasilien tätig und haben dort einen deutsch-brasilianischen Doppelmaster initiiert. Welche Erfahrungen aus der internationalen Zusammenarbeit fließen in Ihre neue Rolle ein – und welche Chancen sehen Sie in der Internationalisierung von Lehre und Forschung im Bauwesen?
„Die Internationalisierung bietet Möglichkeiten der fachlichen Weiterentwicklung und der persönlichen Qualifizierung. Sie fördert den Austausch zu globalen Herausforderungen, wie Klimaanpassung und Ressourcenschonung, stärkt interkulturelle Kompetenzen der Studierenden und erhöht die internationale Sichtbarkeit der TH Rosenheim. Die Bau- und Umweltbranche ist global vernetzt und steht weltweit vor ähnlichen Herausforderungen. Durch Kooperationen mit Partnerhochschulen und Projekte mit globalem Bezug entstehen neue Impulse für Forschung, Lehre und Praxis. Wir schaffen so eine Ausbildung, die auf ein internationales Arbeitsfeld vorbereitet. Als Internationalisierungsbeauftragte der Baustudiengänge kann ich unsere Studierenden nur ermutigen den Schritt ins Ausland für ein Studiensemester oder Praktikum zu wagen.“
- Derzeit gibt es große Herausforderungen im Bauwesen – vom Fachkräftemangel über neue regulatorische Anforderungen bis hin zu klimaneutralen Bauweisen. Welche Rolle kann die Hochschule Ihrer Meinung nach dabei spielen, diese Entwicklungen aktiv mitzugestalten?
„Die Rolle der Hochschule ist das Angebot praxisnaher zukunftsorientierter Studienangebote, die gezielt auf die von Ihnen genannten aktuelle Anforderungen und nicht zu vergessen, die Digitalisierung im Bauwesen vorbereiten. Durch angewandte Forschung, Kooperationen mit der Baupraxis und gezielte Nachwuchsförderung kann sie Innovation fördern, Fachkräfte qualifizieren und aktiv zur nachhaltigen Transformation der Branche beitragen.“
- Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich aktuell in der Lehre und Forschung – und was steht zukünftig an neuen Projekten oder Initiativen an?
„Als Teil des Projektteams HigHRoQ (Hybride, individuelle und greifbare Hochschullehre in Rosenheimer Qualität) beschäftige ich mich mit digitalen Lehr- und Lernformen. Gerade fertig geworden ist ein interaktiver VR-Brillen kompatibler 360°-Rundgang über die Kläranlage Rosenheim. Im Masterstudiengang Bauingenieurwesen werden dieses Semester nachhaltige und ressourcenschonende alpine Winterräume geplant - ein sehr spannendes fachübergreifendes Thema in dem neben den konstruktiven Holzbausystemen auch die Ver- und Entsorgung einen wichtigen Platz einnimmt.
Weiterhin geplant ist die erstmalige Teilnahme der TH Rosenheim bei der Beton-Kanu-Regatta 2026 der deutschen Zement- und Betonhersteller. Beim Bau des Kanus wird die bereits angesprochene Verzahnung von Theorie und Praxis gelebt. Projektmanagement sowie die Nachweise der Hydrostatik und Hydrodynamik, die Werkstoffkunde und der Schalungsbau werden hier erprobt. Wie Sie sehen, liegen meine Themenschwerpunkte in der nachhaltigen Wasser- und Abwasserwirtschaft.“
- Abschließend gefragt: Was ist Ihnen als Professorin und Prodekanin im Umgang mit Studierenden besonders wichtig?
„Besonders wichtig sind mir unsere Studierenden. Durch Übernahme der Leitung des Studiengangs Bauingenieurwesen, bin ich noch näher an den Studierenden dran. Der Austausch mit ihnen und eine transparente Kommunikation ist mir sehr wichtig. Dies hat zum Ziel, eine bestmögliche Basis zu schaffen, um maximales Wissen und Kompetenz an unsere Studierenden weiterzugeben.“