Bildungsstudie zu Heterogenität und Lernerfolg Studierender

Vorstellung der Bildungsstudie an der Hochschule Rosenheim (v.l.n.r.: Prof. Dr. Elmar Junker, Staatsminister Bernd Sibler, Prof. Dr. Silke Stanzel, Landtagsabgeordneter Otto Lederer)

Die Bildungsstudie von Prof. Dr. Claudia Schäfle, Prof. Dr. Silke Stanzel und Prof. Dr. Elmar Junker untersuchte die Fragestellung, wie Just-in-Time-Teaching (JiTT), Peer Instruction (PI) und spezielle Tutorials in den Lehrveranstaltungen der Physik an der Hochschule umgesetzt werden und wie die Studierenden diese Lehrkonzepte wahrnehmen. Die Untersuchungen umfassten 2.839 Studierende der Ingenieurwissenschaften im ersten Semester an der Hochschule und erstreckten sich über einen Zeitraum von fünf Jahren. Das Lehrteam beschäftigte sich dabei insbesondere mit den Fragestellungen, welche Vorkenntnisse in Mechanik die Studierenden mitbringen, wie das Vorwissen in Mechanik mit dem besuchten Schultyp und dem Umfang des Physikunterrichts an der Schule zusammenhängt und wie hoch der Lernzuwachs in Abhängigkeit des Vorwissens und Schultyps nach einem Jahr ist. Die Fragestellungen nach der Heterogenität bezogen sich in der Studie auf Herkunft, Schulabschluss und Studiengangwahl, aber auch auf Lernerfolge und Vorwissen, welches anhand eines standardisierten Tests des Konzeptverständnisses in der Mechanik untersucht wurde. Zu den Ergebnissen der Studie gehört die Erkenntnis, dass das Konzeptverständnis aller Studierender innerhalb eines Jahres in Mechanik stieg sowie, dass ein Unterricht mit aktivierenden und konzeptorientierten Lehrmethoden dazu führt, dass im Mittel ein höherer Lernzuwachs erzielt wird als mit traditionellem seminaristischem Unterricht. Mit ihrer Studie stieß das Lehrteam aber auch auf Probleme, wie etwa, dass 50% der Ingenieurwissenschaftsstudierenden, die ein Gymnasium besuchten, in der Oberstufe keinen Physikunterricht hatten (2001 waren es im Vergleich nur 33%) oder, dass Absolventen der FOS/BOS aus den Bereichen Wirtschaft und Soziales erst nach einem Jahr Studium das Niveau der Anderen zu Studienbeginn erreichen konnten. Deren Anteil unter den Ingenieurstudierenden ist seit 2001 stark gestiegen, so dass das durchschnittliche Eingangsniveau gesunken ist, obwohl die Ergebnisse von FOS/BOS Technik-Absolventen fast unverändert blieben. Die großen Unterschiede im Vorwissen der Hochschulzugangsberechtigten bewirken nicht nur eine hohe Heterogenität in der mathematisch-technischen Vorbildung, sondern führt mitunter auch zu Frustration sowohl bei Dozenten als auch den Studierenden, weil sie z.T. nur mit großen Schwierigkeiten ihr Studium schaffen.

Staatsminister Sibler wurde bei seinem Besuch nicht nur die Studie vorgestellt, sondern mit ihm auch daraus resultierende mögliche Konsequenzen und Maßnahmen für die Politik diskutiert. Zu den vorgestellten Lösungsideen gehörten unter anderem ein überregionales „0. Semester“, das Schüler aus den Bereichen Wirtschaft und Soziales der FOS/BOS bei ihrem Einstieg in ein Ingenieursstudium hilft. Auch die verpflichtende Teilnahme an einem Eingangstest zur Mathematik mit darauf aufbauenden konkreten Empfehlungen – wie eine Streckung des ersten Semesterstoffes – wäre denkbar, kombiniert mit Unterstützung der Studienanfänger durch (online-)Tutorien. Eine stärkere Vernetzung von Schulen und Hochschule und die frühzeitige Forderung und Förderung von MINT-Begabungen wurden als weitere, aus der Studie resultierende, Lösungsvorschläge besprochen.