Nachhaltig einkaufen in Unternehmen – Wunsch oder Wirklichkeit?: Methode auf Basis der inversen Optimierung entwickelt

Folie aus der Präsentation zum Forschungsarbeit rag

Nachhaltig einkaufen in Unternehmen – Wunsch oder Wirklichkeit?

Einkaufsentscheidungen in Unternehmen werden von den verschiedensten Faktoren beeinflusst. Die richtige oder falsche Entscheidung ist immer auch ein Abwägen von Risiken, Kosten und Machbarkeiten. Gleichzeitig spielen der Wunsch bzw. das Bedürfnis nach einer nachhaltigen Wirtschaft eine immer größere Rolle. Selbst wenn alle Mitarbeiter*innen einer Firma Nachhaltigkeit ernsthaft befürworten kann die Umsetzung nachhaltiger Lieferketten auch immer eine Frage der Kosten- und Risikoabwägungen sein.

Methode auf der Basis der inversen Optimierung entwickelt

Hier setzen Professor Dr. Florian Kellner (TH Rosenheim) und Prof. Dr. Sebastian Utz (Uni Augsburg) an und entwickelten eine Methode auf Basis der inversen Optimierung. Diese ermöglicht vor allem Führungskräften im Einkauf zu analysieren, in welchem Umfang die angestrebte Nachhaltigkeit erreicht werden konnte. Es ist außerdem möglich aus diesen Daten Rückschlüsse auf die Intensität des Bedürfnisses nach Nachhaltigkeit zu ziehen: zum Beispiel in Abhängigkeit der Altersstruktur, des Geschlechts oder kultureller, länderspezifischer Gegebenheiten.

Abstract

Unter Wissenschaftlern, Politikern, Entscheidungsträgern der Privatwirtschaft und in der Bevölkerung wächst das Bewusstsein für die dringende Notwendigkeit des Übergangs zu einer nachhaltigen Wirtschaft. Untersuchungen zeigen, dass Unternehmen einen erheblichen Einfluss haben, um eine nachhaltige Entwicklung anzustoßen, indem sie die Nachhaltigkeitsperformance ihrer Lieferanten kontrollieren. Aus diesem Grund findet die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in Lieferantenbewertungs- und -auswahlprozessen zunehmend Beachtung in der Forschung und Praxis. Dieser Forschungsbeitrag stellt eine neuartige Methodik vor, die auf inverser Optimierung basiert, um die impliziten, tatsächlichen Präferenzen von Entscheidungsträgern im Trade-Off zwischen traditionellen Beschaffungszielen und Nachhaltigkeit im Lieferantenauswahl- und Auftragszuteilungsprozess abzuleiten. Ein Vorteil der Verwendung impliziter Präferenzen besteht neben anderen Vorteilen darin, dass sie aus realen Entscheidungssituationen abgeleitet werden. Die abgeleiteten Einkaufsprioritäten können dann für weitere Analysen genutzt werden, um ein besseres Verständnis für die Eigenschaften der Einkaufsmanager und Beschaffungssituationen mit besonders hoher/niedriger Priorität auf Nachhaltigkeit zu gewinnen. Da der inverse Optimierungsansatz rechenintensiv ist und viel Zeit in Anspruch nimmt, stellt dieser Beitrag eine skalierbare, hochmoderne Cloud-Architektur vor, die es ermöglicht, eine beliebige Anzahl von Optimierungsprogrammen in akzeptabler Zeit zu lösen. Wir demonstrieren die Machbarkeit der vorgeschlagenen Methodik anhand einer realen Fallstudie. Dabei testen wir, wie wichtig Nachhaltigkeitsaspekte bei der Lieferantenauswahl und Auftragsvergabeentscheidung eines der weltweit größten Automobilteileherstellers sind.

OR23 - International Conference on Operations Research 2023 

Bereits Ende August wurde die Methode der inversen Optimierung im Rahmen der OR23 an der Universität Hamburg unter dem Titel „Using Inverse Optimization to Discover Sustainability Priorities in Purchasing Decisions" vorgestellt. Die Zuhörerinnen und Zuhörer kamen dabei vor allem aus dem technisch-mathematischen Bereich. Entsprechend wurden vor allem Möglichkeiten der Implementierung und Anwendung diskutiert.

Professor Kellner übernahm außerdem mit seinem Projektpartner Professor Utz die Aufgabe als Chair in der Session „Decision Support for Financial Planning and Analysis“.

Titel des Vortrags: „Using Inverse Optimization to Discover Sustainability Priorities in Purchasing Decisions“
Termin: Donnerstag, 31.08.2023
Link zur Konferenz: https://www.or2023.uni-hamburg.de/

 

NAMA 2023 

Ihre Methode stellten die beiden Professoren weiterhin in einem Vortrag im Rahmen der Konferenz an der Universität Oldenburg Ende September vor. Ganz im Sinne von NAMA (Nachhaltigkeitsmanagement) ging es hierbei um die Möglichkeit der Untersuchung der Nachhaltigkeitsprioritäten bei Einkaufsentscheidungen mit der genannten Methode.

Am Freitag, 29. September, unterstützte Professor Kellner die Veranstaltung als Session Chair in der Diskussion zum Thema „Supply Chain Information & Digitalization“. 

Titel des Vortrags: „Exploring Sustainability Priorities in Purchasing Decisions Based on Inverse Optimization“
Termin: Donnerstag, 28.09.2023
Link zur Konferenz: https://uol.de/en/nama2023

 

Ansprechpartner: Prof. Dr. Florian Kellner